Sollten sich Frauen dafür schämen, sich selber zu befriedigen?
Vielleicht sollten wir die Frage etwas anders stellen: Warum schämen sich viele Frauen dafür?
Wir leben im 21. Jahrhundert. Frauen gehen mittlerweile Arbeiten und tragen sogar Hosen, für all die die es noch nicht mitbekommen haben. Doch in Sachen Sex und Selbstbefriedigung hat sich dennoch vieles einfach so gar nicht geändert. Es ist weiterhin Thema, wie viele Sexualpartner die Frau hatte, auf was sie steht und ob sie sich selber befriedigt. Verbunden mit Vorurteilen und Scham. Während Männer die Palme wedeln, fünf gegen Willi spielen, sich einen runterholen oder ganz charmant einen wichsen, gibt es für Frauen nur die Masturbation. Aber gut, in Sachen Namen können wir uns ja gemeinsam noch was einfallen lassen.
Während es nun für einige etwas vollkommen normales ist und sie es sogar gemeinsam mit dem Partner oder vor dem Partner machen, gibt es aber auch sehr viele, die sich sogar vor sich selber schämen, wenn die eigene Hand in den Schritt rutscht. Doch woher soll mein Partner wissen, was mir gefällt, wenn ich es nicht mal selber weiß?
Das findest du raus, wenn du dich selber erkundest.
Wir haben für euch die liebe Nina interviewt. Nina ist 28, vom Beruf Pädagogin und seit 4 Jahren in einer Beziehung. So wirklich offen über dieses Thema hat sie vorher noch nicht gesprochen deshalb freuen wir uns besonders darüber, dass sie es heute tut.
Wir fangen ganz simple an und möchten wissen, wie wichtig dir denn Sex ist?
"Sex hat jeder Mensch. Es ist das normalste der Welt und kein Thema das man tabuisieren sollte. Für mich ist es sehr wichtig, gerade in einer gesunden Partnerschaft"
Wann hattest du deine erste Erfahrung damit gemacht?
"Mein erstes Mal hatte ich mit 17. Vorher hatte ich mich natürlich auch selbst erkundet aber da war tatsächlich meine Scham vor mir selber sehr groß."
Was denkst du, in wie fern wirkt sich Selbstbefriedung auf den Sex mit deinem Partner aus?
"Ich finde, es wirkt sich stark aus. Wie sollen wir denn wissen, wie wir es gerne hätten, wenn wir nicht probieren. Viele Mädels wissen nicht mal wie die Vagina aufgebaut ist. Erst wenn wir uns selber lieben, können wir auch andere lieben und uns beim Sex komplett fallen lassen. "
Hattest du dich schon mal vor deinem Sexpartner geschämt?
" Ja klar! Mittlerweile weiß ich, dass es auch viel mit deinem Gegenüber zu tun hat. Wir sehen alle unterschiedlich aus, jeder hat seine eigenen Vorlieben. Es gibt kleine, große, straffe oder weniger straffe Brüste usw. aber das ist das was uns ausmacht und nichts wo vor wir Angst haben sollten, dass es unserem Gegenüber vielleicht nicht gefallen könnte. Ich bin sogar der Meinung, dass es keine wirklichen Vorlieben gibt, denn das was ich an einer Person schön finde, muss ich bei einer anderen nicht unbedingt auch schön finden. Es ist das Gesamtpaket und wenn man sich darauf einlässt, entdeckt man bei jeder Person seine eigenen individuellen Vorlieben. Deshalb finde ich Sex in einer langjährigen Beziehung viel schöner, denn man probiert gemeinsam aus und man akzeptiert und liebt sich so wie man ist. So wird man immer entspannter beim Sex."
Redest du offen über Selbstbefriedung mit deinem Partner?
"Mittlerweile ja. Anfangs habe ich noch mein Sexspielzeug versteckt und nie zugegeben, dass ich es hin und wieder einsetze, wenn mein Freund nicht da ist. Doch mittlerweile kann ich es offen sagen und meinen Freund macht es sogar an. Bei Männern ist es etwas normales... man macht es nicht zum Thema weil es selbstverständlich ist, dass sie mal Dampf ablassen, wenn es doch mal Zeiten gibt, in denen man weniger Sex hat. Wieso sollten wir Frauen uns dafür dann genieren?"
Würdest du behaupten deine Orgasmen sind intensiver geworden, seitdem du offen mit dir selber umgehst?
"Auf alle Fälle! Ich gehörte zu den Frauen, die sehr schwer zum Orgasmus kamen. Ich konnte meinen Kopf nicht ausschalten und ich gebe zu, dass ich oft vorgetäuscht habe. Auch als ich mich selber befriedigte, war es zwar leichter aber dennoch nicht so intensiv. Erst als ich anfing mich wirklich mit mir selber zu beschäftigen und an mir alles zu probieren um zu schauen, welche Stellen ich an meinem Körper anfassen muss, die mich am meisten anmachen, erst dann wurden die Orgasmen besser und intensiver. Das projizierte sich auf mein Sexleben. Ich war in der Lage mich fallen zu lassen und meinem Partner auch offen zu sagen, auf was ich stehe und was er vielleicht anders machen könnte. Jetzt kann ich sagen, unser Sex ist fantastisch und wir haben auch viel öfter Sex, weil es einfach viel mehr Spaß macht. Es ist nicht mehr ein "Dampf ablassen", es ist unsere Zeit, in der wir uns gegenseitig verwöhnen."
Dein Schlusswort?
"Tabuisiert nicht die schönste Sache der Welt"